Der Basset Hound

Das Wesen und Erscheinungsbild des Basset Hounds sind im FCI (Fédération Cynologique Internationale) Rassestandard definiert und beschrieben. Die FCI ist ein weltweiter Dachverband der Hundezüchter mit einem einheitlichen Regelwerk, dem die jeweiligen Landesverbände (z.B. in Österreich der ÖKV) angehörig sind.

Geschichte

Importiert von Vorläufern aus Frankreich begann seine systematische Zucht im 19. Jahrhundert in England, wo auch erst das Merkmal des Bloodhoundkopfes hin zu kam. 1866 wurde dort die erste Meute zusammengestellt, 1883 kam er nach Amerika, wo er noch bis 1916 als fremde Rasse galt. 1957 wurde der erste offiziell anerkannte Wurf in Deutschland gezüchtet. In den 1970ern verkam der Basset Hound zum Modehund („Hush Puppy“) mit allen damit verbundenen Nachteilen. Das ist heute Vergangenheit, mit dem Ergebnis, dass die Übertreibungen im Körperbau wieder etwas zurückgegangen sind. Der Basset Hound wurde in früheren Jahren für die Jagd gezüchtet und wegen des besonders guten Geruchsinnes auch als Fährtenhund eingesetzt.


Trotz seiner nach wie vor sehr guten läuferischen und fährtentechnischen Fähigkeiten (soferne man ihn nicht auf Couchpotato trainiert) wird er heute meistens als Familienhund – um nicht zu sagen Familienmitglied – gehalten und hofiert.

Intelligenz

Beschäftigen wir uns zunächst mit der Intelligenz. In der Liste der intelligentesten Hunde stehen Rassen wie Border Collie, Pudel oder deutscher Schäferhund unangefochten auf den vordersten Plätzen. Unser liebenswerter Basset Hound folgt auf Rang 71, gefolgt von den noch größeren Vollpfosten Mastiff, Pekinese etc. Im Ranking der „Trotteligkeit“ wird aber leider oft übersehen, nach welchen Maßstäben Intelligenz gemessen wird: nämlich wie schnell führt der Hund eine ihm gestellte Aufgabe aus. – Und hier zeigt der Basset Hound seine wahre Größe und Intelligenz: er hat keinen blinden Gehorsam wie die meisten anderen Hunde sondern beurteilt eine ihm gestellte Aufgabe erst auf Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit! Und wenn diese nicht gegeben sind, läßt er es eben bleiben.


Möglicherweise führt er eine solche Aufgabe dann troztdem aus – aber nicht, weil er „gehorcht“, sondern weil er dich liebt und dir unterbelichtetem Wesen einfach einen Gefallen tut (siehe auch Erziehungsfähigkeit).

Erziehungsfähigkeit

Jeder (Neu)Hundebesitzer schickt seinen Liebling in die Welpengruppe, danach in den ersten Erziehungskurs einer Hundeschule. Bekannte hatten das Glück, einen „Erzieher“ zu finden, der nach eigener Aussage bereits Polizeihunde ausgebildet hat. Sein Ruf ist gut, er gilt als streng und sie hatten ihn gewarnt. Nach den Erfahrungen mit zwei Bassets, denen sie vor vielen Jahren erlaubt hatten ihr Leben zu verschönern, hatten sie einen unschätzbaren Erfahrungsvorsprung gegenüber „Schleifer Polizeihund“.


Wie gesagt Welpenkurs und Spielen waren ok, „Sitz“ ging noch, aber bereits beim „Platz“ stießen Trainer und Herrchen an die genetischen Grenzen eines Basset. Warum Platz, wenn der kurze Abstand von Körper zu Boden, bereits in der Sitzstellung ausreicht. Zumindest aus der Sicht des Basset Hounds. Das Kommando „Fuß“ stößt auf völlig taube, lange und hängende Ohren. WOZU? Dies ist eine sehr häufig wiederkehrende Frage, die bei jedem Kommando aus dem Blickwinkel des Bassets zu entnehmen ist. Sie einigten sich in diesem Fall auf „Du gehst vor – wir folgen, in perfektem Abstand“. Sieht wie „Fuß“ aus, aber beschert wenig Stress und Außenstehende empfinden dies als Erziehung. Nach dieser, für Hundetrainer schwer verständlichen Regelung, verabschiedeten sie sich aus der Hundeschule.


Nun ist es aber bei Gott nicht so, dass ein Basset Hound „unerziehbar“ wäre. Aber wie gesagt, er besitzt nicht diesen hündischen Gehorsam und will mit viel Liebe und auch Konsequenz geführt werden. Sonst pfeift er dir nämlich was.


Ich zum Beispiel gehe mit unseren vier Basset Hounds (und falls Bassetkinder zu Besuch kommen sind es manchmal mehr) immer ohne Leinen auf unsere täglichen Spaziergänge in den Wald. Kein Problem – sie sind auf die Pfeife trainiert und folgen (fast) aufs Wort. Es geht also.

Wesen

Der Basset ist ein liebevolles, schmusebedürftiges aber sehr charakterstarkes (um den Begriff stur zu vermeiden) Lebewesen. Basset Hounds lieben Kinder, sie entwickeln eine unglaublich innige Beziehung. Dieses Verhalten, insbesondere Kindern, Menschen und allen anderen Lebewesen gegenüber, ist zwar bekannt aber besonders erwähnenswert. Ähnlich wie der Beagle wurde der Basset auch als Laborhund eingesetzt. Seine extrem hohe Toleranzgrenze machte ihn zum idealen Versuchshund. Gottseidank kommt das unserem Wissen nach nicht mehr vor.


Wenn man den melancholischen Blick des Bassets sieht, aus dem anscheinend das Leiden der gesamten Welt spricht, mag man oft kaum glauben, welch lustiger Geselle er eigentlich ist. Das ist keine Traurigkeit, ich nenne es „sentimentale Lebensfreude“ und manchmal neigt er sogar ein bisserl zum Clown.


Der Basset Hound ist inzwischen ein mitunter sehr lustiger Familienhund, er macht zwar was er will, aber Kinder sind ihm stets willkommen. Uns ist kein Fall bekannt, dass sich ein Basset aggressiv verhalten haben soll. Tier bleibt Tier, völlig klar, aber der Basset Hound unterscheidet sich von den meisten Hunderassen gerade im „Umgang mit anderen“ erheblich.


Noch einmal kurz zum „Stur sein“: Der Mensch geht vor, der Hund (andere Rassen) folgt, er will ja seinen Menschen nicht verlieren – das ist die Normalsituation. – Beim Basset geht der Hund vor und der Mensch folgt, denn er will ja seinen Basset nicht verlieren. ;-)

Auch wenn der Basset grundsätzlich als Jagdhund bezeichnet und manchmal erfolfreich auch so geführt wird, eignet er sich unserer Meinung nach noch besser als freundlicher Familienhund.

Gesundheit

Der Basset sieht aus wie ein „tiefergelegter großer Hund“, soll wenig Treppen laufen und hat einen langen Rücken. Bei seiner Höhe von max.38cm bringt er zwischen 25 und 35 Kilo auf die Waage, je nach Geschlecht, Körperbau und Ernährung.


Apropos Ernährung, sagen wir es offen heraus: Basset Hounds sind Fressmaschinen! Sie haben zu jeder Tages- und Nachtzeit Appetit und entwickeln erstaunliche Strategien und Fähigkeiten um an vom Menschen selbst für unerreichbar gehaltenen Orten Nahrungsmittel zu klauen. Das widerspricht der allgemeinen These der „Tiefenbegabtheit“ doch entschieden. Man muss da also schon etwas acht geben.


Die langen, hängenden Ohren müssen regelmäßig gereinigt werden, die tiefhängenden Augen sind ab und an gereizt. Wichtig ist auch die Krallenpflege. Bei richtiger Ernährung, Achtung auf das Gewicht, artgrechter Haltung und konsequenter Pflege ist er ein recht robuster Hund.


Wie bei allen Hunderassen sollte man beim Welpenkauf unbekannte „Kofferraumzüchter“ aus Osteuropa oder Vermehrer vom Flohmarkt meiden. Ein Basset Hound ist kein „billiger“ Hund sondern ein recht seltenes und besonderes Tier, dessen Haltung und Zucht einiges an Aufwand bedarf. Und das hat natürlich auch seinen Preis: unter mindestens tausend Euro kann man keinen gesunden und guten Welpen eines seriösen Züchters erwarten.


Bei Billigkäufen wird das scheinbar Ersparte dann in Folge mehrfach an Tierarztkosten übertroffen. Auch hier gilt: wer billig kauft, kauft teuer. Und wer jetzt noch immer nicht genug gelesen hat, für den gibt es hier das unterhaltsame Basset-ABC.